Unser Föhrenhaus

Dieser Text entstand am 6.12.2019:

 

Ich liebe unser Haus. Es ist mein ältester und treuster Freund. Es ist ein Familienmitglied für uns. Wenn wir in die Ferien verreisen, betreuen unsere Kollegen nicht nur unsere Tiere, nein, sie hüten auch unser Haus und seinen Garten. Heute vor 93 Jahren ist mein Urgrossvater in seinen (diesen) Neubau eingezogen. 1926. Die Strasse war noch ein Kiesweg und der Hang noch kaum überbaut. Die kleine Föhre, welche er neben das Haus gepflanzt hatte, überragt es heute um viele, viele Meter. Ich bin als Kind darauf in schwindelerregende und mamibesorgende Höhen geklettert und meine Jungs tun heute dasselbe. Im hinteren Garten hatte Urgrossvater seine geliebte Dogge begraben. Und meine ganze Kindheit über habe ich davon geträumt und mir ausgemalt, wie ich Hunde, Katzen, einen Esel und viele Meerschweinchen im und um unser Haus beherbergen würde. Meine Eltern entschieden sich fürs viele Reisen, weshalb zwei Meerschweinchen genügen mussten. Ich lernte auf vielen Reisen viele spannende Länder kennen - mein grösster Wunsch, der nach einem Hund, ging aber nicht in Erfüllung... Heute, 30 Jahre später, wohnen im selben Haus ein Hund, zwei Kater und in einem grossen Aussengehege elf Meerschweinchen. In der Föhre lebt jeden Sommer ein Starenpaar mit Jungen und wir haben eine Igelfamilie im Garten. Der Garten gibt durch seine Bepflanzung mehr zu tun als vor unserer Zeit. Wir verreisen nicht viel. Es stimmt so für uns, denn wir lieben unsere Wurzeln, wir mögen Ferien zu Hause und wir haben uns für die Tiere entschieden. Zwei Anbauten und zwei Terrassen sind zum Haus dazu gekommen und so manches wurde renoviert und erneuert... wie bin ich heute dankbar, geschah das alles liebe- und respektvoll. Elemente wie die alten Türen, die Heizkörper, das Treppengeländer, Holzvertäfelungen und die herrlich hohen Räume wurden so belassen und verleihen dem Haus seinen für mich unwiderstehlichen Charme. Ich suche und finde in der Region oft Möbel mit Geschichte, welche noch von Hand gebaut wurden und ebenfalls viele Jahre auf dem Buckel haben, also zu unserem Haus passen. Nichts ist exklusiv oder finanziell wertvoll - und trotzdem ist jedes Stück in diesem Haus für mich von unbezahlbarem Wert. Es sind die Geschichten und die Gebrauchtspuren, die das für mich ausmachen. Von aussen hätte unser Häuschen ein neues Make-up dringend nötig. Bis wir im Lotto gewinnen (oder genug gespart haben) bewundere ich den alten, bröckelnden Verputz, welcher mein Urgrossvater vor mindestens 50 Jahren das letzte mal erneuern lassen hatte. Vor der Fassade ist die Küche an der Reihe. Auf die freue ich mich seit Jahren! Jaaaaa, ein altes Haus hat dauernd Wehwehchen und es gibt dauernd zu tun... aber ich würde es niemals tauschen wollen. Ich liebe es wie einen alten, treuen Freund. Happy Birthday, Föhrenhaus.